Samstag, 6. Januar 2018

WmdedgT... (im Januar)

Frau Brüllen möchte es auch 2018 wieder wissen. Also los!

05. Januar 2018, in Riksgränsen sind -15°C und zum Leidwesen aller ist heute der Tag der Abreise. Alle sind ziemlich traurig, denn wir wollten ja noch Langlaufen, auf den Berg hinterm Haus, mehr Schlittenfahren und und und...

Es hilft nichts. Nach dem Frühstück packe ich ein paar Sachen zusammen, der Rest ist schon am Vorabend wieder in die Koffer gewandert. Ich versuche mich einigermaßen normal fortzubewegen, aber meine Hüfte hat offensichtlich entschieden, dass sie all meine Bemühungen vom letzten Jahr mit ein paar Nächten in einem doofen Bett wieder zunichte machen kann. Ergo: ich kann kaum Laufen, Sitzen oder Stehen, jedwede Bewegung macht schmerzen oder wird durch die Blockierung einfach ganz verhindert.
Während die Erwachsenen packen, schauen die Kinder eine Folge Dinotruxs, danach das übliche "Kinder in warme Draußen-Klamotten packen". Inzwischen sind wir richtig schnell geworden. Wir schnappen uns die Langlaufski und gehen nochmal runter auf den See, um dort Abschiedsfotos zu machen.

Es wird ziemlich schnell eisekalt im Gesicht und Miniman möchte zurück. Auf den Skiern bewegt er sich doch viel weniger, als wenn wir Schlittenfahren oder im Schnee spielen. Die Zeit drängt sowieso. Um 14:00 müssen wir die Wohnung verlassen.

Ich schließe mich dem bibberkalt-Gefühl allerdings an, durch zig Mal "Handschuhe ausziehen, um Kindernase zu putzen" bin ich auch recht schnell durchgefroren. So sind wir alle froh, als wir uns bei Restenudeln aufwärmen.

Wir packen, räumen, stellen die Heizungen ab, ziehen die Betten ab. Die Kinder machen ein paar Runden durchs Haus, um in den hintersten Winkeln nach Spielzeug zu fahnden. Wir trocknen die Ski und verstauen auch diese wieder in der riesigen Skitasche.

13:50 sind wir pünktlich gerüstet. Es klopft an der Tür, der Hausbesitzer schaut vorbei. Wir packen uns ganz dick ein, der Zug kommt um 16:02. Wir müssen also zwei Stunden überbrücken, ohne durchzufrieren - so zumindest der Plan.

Trotz Bedenken meines Mannes schleppen wir die Koffer, Rucksäcke und die Skitasche den Hügel erst runter, dann wieder rauf. Am Einkaufsladen verschnaufen wir. Mann und bester Freund nehmen für das letzte sehr steile Stück Weg zum Bahnhof hoch jeweils nur einen Koffer. Die Kinder und ich warten und spielen noch ein wenig. Als die Kinder es schaffen, einen Eisklotz aufzubrechen, bestaunen und erforschen wir die Eisschichten, die sich seit Oktober aufgetürmt haben. Minizeitreise.

Als de Männer zurückkommen machen wir noch eine kurze Runde durch den Laden und schleppen dann den Rest zum Bahnhof. Es bleiben ca 40 Minuten bis zum Eintreffen des Zuges. Der Zug nach Narvik soll um 16:48 kommen und wir schauen verwirrt-entsetzt auf die "prel. tid" von 19:43. Offensichtlich ist der Zug irgendwo liegengeblieben. Die Kinder spielen hinter der Absperrung im Schnee, wir wandern auf der Plattform auf und ab, um warm zu bleiben. 15:55 etwa stehen Mann und Kinder bereit, um in den Zug zu steigen.
15:57 ruckelt der Eisenerzzug Richtung Narvik durch. 16:02 verstreicht. 16:08 ruckelt der leere Eisenerzzug Richtung Kiruna durch. Es wird eine Verspätung durchgegeben, ich nehme den Kindern die Rucksäcke wieder ab.
Kurz darauf wird die Verspätung vorverlegt. Rucksäcke wieder auf. Es ist nach wie vor eisig kalt.
16:20 besteigen mein Mann und die Kinder den Nachtzug nach Stockholm. Beladen mit je einem Rucksack, dem Kinderkoffer und der Skitasche. Das meiste Gepäck bleibt mit uns zurück.

19:43 steht auf der Informationstafel. Was nun? Solange draußen warten ist nicht möglich, wir frieren trotz Bewegung durch. Wir entschließen uns zwei Koffer am verlassenen Bahnhof stehen zu lassen und gehen mit einem Koffer zurück zum Einkaufsladen. Dort gibt es eine Sitzmöglichkeit innen, die wir samt warmen Kaffee besetzen. Wir überlegen Alternativpläne. Es ist der einzige Zug, der heute noch nach Narvik fährt. Es gibt zwei Taxianbieter in Narvik, doch online sieht es nicht so aus, als würden sie über Landesgrenzen fahren. Kriegen wir drei Koffer zur Zollstation 2km entfernt geschleppt? Ich kann kaum Laufen, mit Rucksack ist es nochmal schwieriger. Und dann noch einen Koffer durch den Schnee ziehen?
Irgendwann kommt ein Zöllner einkaufen, den ich abfange und frage. Er nimmt uns zumindest diese Sorge und sagt, dass die Taxis auch bis hierher fahren würden. Der Zug würde auch trotz Verspätung irgendwann kommen, ganz ausfallen ist nicht.

Ich frage beim Kaffee bezahlen, ob solche krassen Verspätungen normal seien. "Kommt mal vor, aber normalerweise fahren die Züge." Hm.
Zwischendurch sitzen wir, warten, trinken Kaffee und schauen Leuten beim Einkaufen zu. Mein Mann schickt eine SMS, ich hätte meine Zahnbürste in die falsche Waschtasche gesteckt. Also kaufe ich noch eine neue. Mein bester Freund geht hoch zum Bahnhof, um einen Zettel anzubringen, dass wir auf den Zug nach Narvik warten.

Die Verspätung wird auf 20:53 verschoben. Der Laden macht um 20:00 zu. Taxi - Zug... was tun? Wir aktualisieren die Bahninfos alle 5 Minuten. Der Zug scheint immer noch weit vor Kiruna zu sein. Um 19:15 kommt endlich die Meldung, dass der Zug Kiruna Richtung Norden verlassen hat. Für Riksgränsen wird immer noch 20:53 veranschlagt. Kaum möglich. Wir entscheiden uns trotzdem den Zug zu nehmen.

Um kurz vor acht haben wir beide eine weitere warme Lage Klamotten angezogen und ich habe es geschafft meine normalen Handschuhe unter die dicken Handschuhe zu quetschen. Wir machen uns auf den Weg zum Bahnhof und ich komme kaum den Berg hoch. Mein ganzes rechtes Bein blockiert. Mist.

Danach laufen wir die Plattform ab. Hin und her, there and back again. Die Verspätung wird auf 21:32 verschoben. Es ist kalt. Wir gehen. Ich putze zum zigsten Mal meine Nase und kriege natürlich jetzt Nasenbluten. Hrmpf.

Ein Auto hält mit laufendem Motor neben dem Gleis. Niemand steigt aus. Wir verkürzen den Laufweg, um die Koffer im Auge zu haben. Im Auto sitzen Leute. Norwegisches Kennzeichen. Komisch. Holen die jemanden ab? Wieso sollte jemand, der nach Norwegen will, in Schweden aussteigen? Wasauchimmer.
Wir marschieren hin und her. Der Zug wird auf 21:22 vorverlegt. Noch zehn Minuten. 21:15 steigt jemand aus dem Auto. Uniform. Ein Zöllner, mit dem wir kurz Smalltalk halten. Dann kommt der Zug, die Zöllner gehen ihrer Arbeit nach, wir wuchten die Koffer in den Waggon.

Ein müder Schaffner kommt zu uns, auch er hatte einen langen Tag. Der Zug hat fünfeinhalb Stunden Verspätung. Wir sitzen, draußen rauscht eine dunkle Landschaft vorbei. Ich bin hundemüde, erschöpft und kalt. Wir essen unser belegtes Polarbröd. Schweigen. Warten. Lichter kommen tief unter uns in Sicht. Der Zug kommt weit oberhalb von Narvik aus den Bergen. Im Hellen ist das sicher eine spektakuläre Anfahrt zum Fjord runter.

Wir kommen an, sind zu müde zum Laufen und rufen ein Taxi, dass uns ein paar Straßen weiter zum Guesthouse bringt. Dort liegt ein Brief mit dem Zimmerschlüssel bereit. Mein Mann schreibt, dass die Kinder auch schlafen, Abteiltausch (so dass sie ein 3-Bett-Compartment für sich haben) hat netterweise der Schaffner übernommen.

Ich bin so müde. Aber wir haben es geschafft. Eine halbe Stunde nach Ankunft im Guesthouse liege ich geduscht im Bett.